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80 Prozent der IT-Verantwortlichen haben laut einer aktuellen Intel-Befragung Nachhaltigkeit als Priorität auf ihrer Agenda. Auch wir bei adesso bemerken: Kundinnen und Kunden erwarten zunehmend, dass IT-Dienstleistungen nicht nur schnell und zuverlässig sind, sondern auch nachhaltig. Nachhaltigkeit ist längst kein „nice-to-have“ mehr, sondern integraler Bestandteil des Geschäftsalltags.

Während viele Unternehmen bereits Wege finden, ihre Geschäftsprozesse nachhaltiger zu gestalten, steht die IT im Zentrum dieser Transformation. Im Kontext einer stärker digitalisierten Welt führt kein Weg an der Cloud vorbei. Doch die Cloud ist nicht automatisch eine nachhaltige Lösung. Es kommt darauf an, wie sie genutzt wird – und genau das möchte ich in diesem Beitrag beleuchten.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, sich auf einem zunehmend dynamischen Markt zu behaupten. Nachhaltigkeit spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie stärkt die Wettbewerbsfähigkeit, erhöht die Attraktivität für Kundinnen und Kunden, Investorinnen und Investoren sowie Mitarbeitende und erfüllt wachsende regulatorische Anforderungen.

Obwohl es keine direkte gesetzliche Verpflichtung gibt, IT nachhaltiger zu gestalten, fordern Standards wie die ISO 14001, dass alle Unternehmensbereiche ihren Beitrag zur Verbesserung der Umweltleistung leisten. Besonders relevant wird dies, da die Bedeutung der IT in Unternehmen kontinuierlich wächst.

Dabei ist Green IT nicht nur ein notwendiges Übel. Richtig umgesetzt, bietet sie handfeste Vorteile: Die Kombination aus GreenOps und FinOps kann nicht nur die Nachhaltigkeit steigern, sondern auch die Cloud-Kosten erheblich senken – und so Innovationsbudgets freisetzen.

Die Cloud: Nicht automatisch nachhaltig

Cloud-Services werden oft als universelle Lösung für Effizienz und Nachhaltigkeit vermarktet. Sie versprechen flexible Skalierbarkeit, bessere Ressourcennutzung und Energieeffizienz. Doch in der Realität ist dieses Narrativ mit Vorsicht zu genießen.

Die Cloud kann nachhaltiger sein als On-Premise-Lösungen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Viele Unternehmen nutzen jedoch ihre Cloud-Ressourcen ineffizient, was unnötige Kosten und CO₂-Emissionen verursacht. Zudem sind Cloud-Anbieter in ihrer Berichterstattung über Nachhaltigkeit häufig intransparent. Die Wahl des richtigen Anbieters und die Optimierung der Nutzung sind entscheidend, um die Vorteile der Cloud voll auszuschöpfen.

Ein Framework für nachhaltige Cloud-Nutzung

Eine nachhaltige Cloud-Nutzung erfordert ein durchdachtes Zusammenspiel aus Strategie, operativer Umsetzung und kontinuierlichem Monitoring. Diese drei Ebenen bilden ein Framework, mit dem Unternehmen ihre Cloud-Landschaft sowohl ökologisch als auch ökonomisch optimieren können.

1. Strategische Planung: Den richtigen Rahmen setzen

Die Grundlage für eine nachhaltige Cloud-Nutzung ist eine klare Strategie. Diese beginnt bei der Auswahl des Cloud-Anbieters. Transparenz ist dabei entscheidend: Anbieter sollten nicht nur ihre Energiequellen offenlegen, sondern auch ihre Hardware-Lebenszyklen, Scope-3-Emissionen und Auslastungsgrade der Rechenzentren. Unternehmen müssen hier kritisch nachfragen und ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele gegen die Angebote der Provider abgleichen.

Doch eine Strategie bedeutet mehr als die Wahl des richtigen Partners. Unternehmen sollten die Cloud-Nutzung ganzheitlich betrachten und sich fragen, welche Workloads überhaupt in die Cloud gehören. Gelegentlich ist es effizienter, bestimmte Anwendungen on-premise zu halten, während andere gezielt in Regionen mit erneuerbaren Energien ausgelagert werden.

2. Operative Optimierung: Nutzung effizient gestalten

Der Schlüssel zur nachhaltigen Cloud-Nutzung liegt in der effizienten Ressourcennutzung. Ein übergreifendes Konzept wie „Dynamische Workload-Optimierung“ hilft, die Nutzung zu flexibilisieren und Abhängigkeiten zu minimieren.

Ein zentrales Element ist dabei die Bedarfsorientierung. Workloads sollten dynamisch skaliert werden, sodass nur die tatsächlich benötigten Ressourcen verwendet werden. Dies erfordert nicht nur technische Lösungen, sondern auch ein tiefes Verständnis der eigenen IT-Landschaft: Wann und wo wird welche Leistung benötigt?

Zusätzlich kann der Betrieb von Workloads zeitlich und geografisch optimiert werden. Arbeitslasten lassen sich etwa in Zeitfenstern mit hoher Verfügbarkeit erneuerbarer Energien ausführen. Das sogenannte „Green Scheduling“ bringt die Anforderungen von IT und Umwelt in Einklang und trägt dazu bei, den CO₂-Fußabdruck signifikant zu reduzieren.

3. Kontinuierliches Monitoring: Daten als Grundlage

Nachhaltigkeit erfordert Transparenz – und diese kann nur durch kontinuierliches Monitoring gewährleistet werden. Unternehmen sollten nicht ausschließlich auf die Tools der Anbieter vertrauen, sondern unabhängige Lösungen einsetzen, die ihnen eine realistische und vergleichbare Sicht auf die Daten ermöglichen.

Dazu gehört auch die Einführung eines nachhaltigen Cloud-Reportings. Anders als bei FinOps, wo Standards und Metriken weit verbreitet sind, befindet sich GreenOps noch in einem frühen Stadium. Dennoch können Unternehmen mit den richtigen Werkzeugen den Ressourcenverbrauch ihrer Cloud-Infrastruktur analysieren und Optimierungsmaßnahmen ableiten.

Die Balance zwischen Kosten und Nachhaltigkeit

Während sich FinOps auf die Kostenoptimierung der Cloud konzentriert, geht GreenOps noch einen Schritt weiter: Es geht darum, ökologische und ökonomische Ziele miteinander zu verbinden. Doch dieser Zusammenhang ist nicht immer linear.

Reserved Instances etwa, ein beliebtes Mittel zur Kostenreduktion, können den Druck erhöhen, gebuchte Kapazitäten voll auszunutzen – selbst, wenn dies aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht sinnvoll ist. Hier zeigt sich, dass Kosten und Nachhaltigkeit zwar oft Hand in Hand gehen, aber nicht immer deckungsgleich sind.

Die Herausforderung besteht darin, Synergien zwischen beiden Zielen zu nutzen. GreenOps bietet eine Möglichkeit, Ressourcen effizient einzusetzen, ohne die ökologischen Potenziale der Cloud zu vernachlässigen.

GreenOps: Der Einstieg in eine nachhaltige IT-Strategie

Für CIOs bietet GreenOps eine hervorragende Möglichkeit, erste Leuchtturmprojekte im Bereich nachhaltige IT zu entwickeln. Mit klaren Zielen und greifbaren Ergebnissen können sie das Fundament für eine umfassendere Transformation legen. Eine ressourcenschonende IT ist nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil in einer digitalisierten Welt.

Bild Yelle Lieder

Autor Yelle Lieder

Yelle Lieder ist Green IT Lead bei adesso. Als Teil des CIO Advisory Competence Centers konzentriert er sich auf Strategien zur Messung und Reduzierung der Umweltauswirkungen von IT-Systemen sowie auf den Einsatz von Technologie zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen.

Kategorie:

Methodik

Schlagwörter:

Nachhaltigkeit

Cloud

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